Dienstag, 24. Januar 2017

Hammer Tage im Schnee

Gstaad war vom 19. bis 22. Januar Austragungsort des ersten UCI Elite MTB-Etappenrennens auf Schnee. In einem Prolog und 3 Etappen waren über 100 km und 2500 Höhenmeter zu bewältigen. Dieser neuen Herausforderung wollte ich mich unbedingt stellen. In dieser frühen Phase der Saisonvorbereitung sollte der Spass nicht zu kurz kommen, doch ich wollte auch möglichst viele der wertvollen Weltranglistenpunkte einfahren.

Doch wie bereitet man sich auf ein solches Rennen vor? Wie wird der Schnee sein? Welches Bike brauche ich? Wie komme ich mit den zweistelligen Minustemperaturen zu recht und was ziehe ich am besten an? Bei der Wahl des Bikes war mir schnell klar, dass ich bei weichem Schnee ein Fat-Bike brauchen würde. Hier unterstützte mich Amsler Bike und Parts und stellte mir ein Felt DD10 zur Verfügung - herzlichen Dank dafür! Für alle Fälle nahm ich noch mein Hardtail Felt Nine 1 mit. Man weiss ja nie.

Prolog
Drei flache Runden à 2.5 km auf einer präparierten Piste waren möglichst schnell zu absolvieren. Bevor die Rennen starteten, drehte ich ein paar Trainingsrunden mit dem Fat-Bike und dem Hardtail. Hmm - was ist nun schneller? Ich entschied mich für das Fat-Bike.
Bevor die Elite-Fahrer loslegen durften, waren rund 70 nicht-lizenzierte Fahrer an der Reihe. Zudem wurde noch ein Schülerrennen ausgetragen. Bevor es langsam dunkel wurde, gings endlich los.

Nach dem Start... (Foto: Snow Bike Festival)

Doch ich kam nicht vom Fleck. Mit den dicken Reifen pflügte ich durch die inzwischen arg aufgelöste Strecke. Das Hardtail wäre definitiv die bessere Wahl gewesen, Und so fand ich mich auf dem enttäuschenden 16. Rang mit bereits 3.30 Minuten Rückstand wieder. Doch das Rennen ging am Folgetag erst richtig los - genügend Zeit um das Blatt zu drehen.

1. Etappe
Nach einem Abend und Morgen mit Diskussionen rund um die Bikewahl entschied ich mich rund 10 Minuten vor dem Start für das Hardtail. Die 30 km lange Etappe startete in der Promenade von Gstaad und wurde neutralisiert, d.h. das Rennen war noch nicht freigegeben, nach Saanen geführt. Rund 20 Meter bevor das Rennen freigegeben wurde, rutschte ich auf einer Eisplatte aus und ging zu Boden. Das ganze Feld mit den rund 100 Elite- und Fun-Fahrern zischte an mir vorbei. So war ich die folgenden Kilometer bis zum langen Aufstieg damit beschäftigt mich wieder nach vorne zu kämpfen. Im 7 km langen Aufstieg mit rund 750 Höhenmeter fand ich schnell meinen Rhythmus. Plötzlich merkte ich jedoch, dass meine Sattelstütze absank und so musste ich zweimal anhalten, bis dies wieder behoben war. Nach dem Bergpreis folgte eine unglaublich geile Abfahrt auf einer Schlittelbahn, welche mir ein riesiges Grinsen ins Gesicht zauberte. Ich liess es krachen und konnte viel Zeit gut machen. Mit dem 12. Rang in der Tageswertung und dem 10. Rang im Zwischenklassement war ich happy und nun definitiv im Rennen angekommen.

2. Etappe
Mit 33.5 km und 945 Höhenmeter war dies die Königsetappe. Heute musste gleich nach dem Start die gestrige Abfahrt zurück auf das Eggli erklommen werden. Da ich für die danach folgenden 20 km im eher flachem Gelände eine schnelle Gruppe finden wollte, musste ich am Berg bei der Spitze mitgehen können. Also wärmte ich mich an diesem Morgen intensiver auf als sonst.

Heiss auf den Start (Foto: Martin Lauener)

Der Start und der Aufstieg gelangen mir dann perfekt. Nachdem sich Florian Chenaux früh abgesetzt hatte, biss ich mich in der Verfolgergruppe um die Profis Nicola Rohrbach, Markus Bauer und Sascha Weber fest.

Leider kaum Zeit für die schöne Bergwelt (Foto: Nick Muzik)

Der im Aufstieg noch in der Gruppe mitfahrende Joris Ryf stürzte wie ich in der Abfahrt und verlor wegen einem Defekt den Anschluss. Ich selbst fuhr wieder zur Verfolgergruppe auf. Das Tempo der Gruppe war mir teilweise zu gering, weil man sich in der Führungsarbeit nicht einig war. Da ich in der Gesamtwertung unbedingt Zeit gut machen wollte, drückte ich auf das Tempo und versuchte mich abzusetzen.

(Foto: Nick Muzik)

Das liessen die Anderen jedoch nicht zu und schlossen jeweils wieder die Lücke. So kam es dann zum Sprint um Platz 2. Schlussendlich resultierte der super 4. Rang in der Tageswertung und der Vorstoss auf Rang 7 in der Gesamtwertung.

3. Etappe
Die Schlussetappe über 34.5 km und 700 Höhenmeter ging ich taktisch an. Ich wollte auf jeden Fall meinen 7. Zwischenrang behalten und wenn möglich weitere Plätze gut machen.
So investierte ich von Beginn weg viel und orientierte mich nach vorne. Am ersten langen Aufstieg entwischte dann jedoch Nicolas Rohrbach und so entstand eine schnelle Verfolgergruppe.

(Foto: Nick Muzik)

In der zweiten Rennhälfte entwickelte sich in den Aufstiegen ein richtiger Ausscheidungskampf. Jeder versuchte weg zu kommen wodurch die Gruppe immer wieder gesprengt wurde. In der Schlussphase riskierte ich dann nicht mehr alles und sicherte mir den 5. Rang in der Tageswertung.

In der Gesamtwertung konnte ich nochmals einen Rang gut machen und beendete das Etappenrennen auf dem phantastischen 6. Schlussrang. Nach dem etwas harzigen Start war dies das Maximum was noch möglich war.

Glücklich und müde im Ziel (Foto: Annina Ryf)

Das Snow Bike Festival in Gstaad war eine tolle Erfahrung und hat sehr viel Spass gemacht. Falls es mein Terminkalender zulässt, werde ich nächstes Jahr wieder an der Startlinie stehen.

Vielen Dank an Amsler Bike and Parts für die Unterstützung, dem Organisator für den tollen Event und den Fotografen und Kamerateams für die eindrücklichen Bilder.